Über die Weinberge zur Grabkapelle auf dem Württemberg
Freitag 13. Okt. 2023 |
Mit dem Zug ging es von Ulm in einer knappen Stunde nach Esslingen. Bei einem kleinen Stadtspaziergang durch die herrliche Altstadt mit ihren über 200 Fachwerkhäusern konnten wir sehen, dass sich ein Besuch in Esslingen immer lohnt. Mit Weinanbau und -handel hatte die Reichsstadt im Mittelalter ihre Blütezeit. Seit 1826 beherbergt Esslingen die älteste Sektkellerei Kessler. Im 19. Jahrhundert wurde Esslingen zu einem Motor der Industrialisierung in Süddeutschland.
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In der mittelalterlichen Stadtpfarrkirche St. Dionys bekamen wir vom dortigen Mesmer auch gleich eine kleine Kirchenführung. Den größten Schatz der Kirche bilden die herrlichen Glasfenster des Chores aus der Zeit um 1300. Auch eine Verbindung zu Ulm wurde schnell hergestellt: Der derzeitige Pfarrer im Ulmer Münster Peter Schaal-Ahlers war vorher lange Pfarrer in der Stadtpfarrkirche.
Über den Marktplatz mit den schönen Fachwerkhäusern ging es weiter in die Weinberge. Bei dem steilen Anstieg kam man schnell ins Schwitzen und die warme Kleidung verschwand schnell im Rucksack.
In den Esslinger Weinbergen wird vor allem Rotwein angebaut. Und hier natürlich der allen bekannte Trollinger. Aber auch Spätburgunder, Dornfelder und Lemberger gedeihen hier. In den letzten Jahren hat auch der Weißweinanbau an Boden gewonnen. Riesling, Müller-Thurgau und Sylvaner gedeihen durch den Klimawandel auch hier.
Dieses Jahr war eine Turbo-Weinlese. Durch das sehr warme Wetter wurden fast alle Sorten zur gleichen Zeit reif und mussten schon im September geerntet werden. Dennoch war an einem Weinberg noch Lese und wir konnten ein paar Trauben kosten.
Pünktlich nach 2 ½ Stunden Wanderung legten wir unsere Mittagsrast an der Katharinenlinde ein. Der Kiosk hatte extra für uns geöffnet und wer wollte konnte sich dort versorgen. Von dort oben hat man einen schönen Panoramablick über Esslingen und auf die Schwäbische Alb.
Am Rand des Schurwaldes und hoch über dem Weinort Uhlbach ging es gut gestärkt weiter durch die herrlichen Weinberge, mit teilweiser schon schöner Herbstfärbung, zur Grabkapelle auf dem Württemberg.
Die Grabkapelle wurde von König Wilhelm I. als ewiger Liebesbeweis für seine im Alter von nur 31 Jahren verstorbene Gemahlin Katharina erbaut. Katharina war eine Zarentochter und die Cousine von Wilhelm. Mit ihrer umfangreichen Wohltätigkeitsarbeit gewann die junge Königin rasch die Herzen ihrer Untertanen. Der plötzliche Tod drei Jahre nach der Hochzeit löste im ganzen Land Trauer und Bestürzung aus.
Zunächst wurde die Königin in der Stuttgarter Stiftskirche beerdigt. Nicht zuletzt dank der Spenden der Bevölkerung begann die Grabkapelle auf dem Württemberg konkret zu werden. Hier stand seit dem 11. Jahrhundert die Stammburg der Württemberger. Doch der König ließ die Burg seiner Vorfahren vollständig abtragen um Platz für einen Neubau zu schaffen. Er entschied sich für einen italienischen Baumeister. Später fanden auch der König und seine älteste Tochter hier ihre letzte Ruhestätte.
Oben auf der Grabkapelle genossen wir den wunderbaren Blick auf den Stuttgarter Kessel mit Fernsehturm, Mercedes-Benz-Gelände und – Stadion. Etliche besichtigten auch die Grabkapelle von innen und konnten zu der Grabgruft mit dem Doppelsarkophag des königlichen Paares aus feinstem Carrara hinuntersteigen.
Nach kurzer Schlussetappe nach Obertürkheim erreichten wir die Besenwirtschaft Rauscher. In der urigen Gaststube ließen wir den Tag ausklingen, bevor es wieder nach Ulm zurückging.
Ein Kompliment an alle Mitwanderer: Trotz der für Oktober ungewöhnlichen hochsommerlichen Temperaturen, 15 km Wegstrecke und 400 m Höhenmetern habt ihr alle tapfer durchgehalten. Es hat mir Spaß mit euch gemacht.
Hans Jehle
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